Otto von Pidoll zu Quintenbach (1908-1982)

Der Losheimer Zeichner, Heimat- und Kunstmaler des 20. Jahrhunderts

Schon früh zeigte sich bei Otto von Pidoll ein Talent für das Zeichnen, welches er unter Anleitung seinerzeit renommierter Kunstprofessoren, wie Prof. Sebastian Hausinger in München, vervollkommnete. Mit Hilfe weniger konkreter Striche und Schraffierungen gelingt es ihm insbesondere in den Veduten seines Heimatortes Losheim, die städtebauliche Situation, Häuser, Kirchen und Plätze gekonnt einzufangen. Hierbei zeigt er sich auch als Meister der Perspektive.

"Abend in der Eifel", datiert 1944

Neue Pinakothek München Inv. Nr. 14328
Maße Bildmaß 38 x 45,7 cm, Öl auf Preßplatte

Foto der Bildstelle der Bayerischen Staatsgemäldesammlung

"Wildschweine im großen Wald", undatiert

Privatbesitz

Gleichwohl in seinen Ölgemälden, welche sich in allen bekannten Genres erhalten haben, bleibt das zeichnerische, scharf umrissene Objekt im Fokus seiner Kunst. Manchmal arbeitet er frei mit Farbe, wohl manchmal in der Darstellung von Laubwerk oder Tannenbäumen. Aber auch das exakte naturgetreue Wiedergeben von Tieren, Pflanzen, Gebäuden ist ihm manchmal ein Anliegen. Der Farbauftrag ist meist lasierenden,  selten pastos, was seinen Bildern ein gewisse Ruhe und Klarheit verleiht.

 

Aus den wenigen biografisch überkommenen Informationen lässt sich nicht entnehmen, dass Pidoll jemals ein Studium an einer Kunstakademie besucht oder gar abgeschlossen hat. Wohl hat er aber alle sämtliche künstlerischen Techniken der Malerei erlernt und verinnerlicht, vermutlich bei seinen Studienreisen an Mosel und Rhein sowie in das bayerische Voralpenland, an den Bodensee und ins Württembergische. Für Oberbayern scheint er eine besondere Vorliebe gehabt zu haben. Spätestens bei seiner Zusammenarbeit mit Heinrich Bickl – dem berühmtesten der sogenannten Lüftlmaler - in Partenkirchen 1929, dürfte Pidoll sämtliche Kunstgriffe was Licht, Schatten und Perspektive angeht, beherrscht haben.
Sowohl Bickl als auch Professor Hausinger in München haben nicht in Öl, sondern als Freskanten gearbeitet.

 

An der Staffelei bei der Arbeit
an „Die Klause bei Kastell“, 1926

Aus: Losheimer Reihe zur Heimatgeschichte. Bd. 7

Es gelingt Pidoll meisterhaft mit Licht und Schatten Oberflächen zu modellieren, hier die Gebirgszüge der Alpen, anderswo Wälder und Täler, aber auch in den  Fluss- und Hügellandschaften rings um Losheim, bis hin zu seiner imposanten Darstellung der Saarschleife bei Mettlach. In allen Arbeiten erschafft er aus dem zweidimensionalen Medium der Leinwand ein realistisches dreidimensionales Abbild.

 

Gelernt hat Pidoll, den Blick des Betrachters einzufangen und geschickt in die Tiefe seiner Bildkompositionen zu leiten, oft durch Begrenzungen des Bildrandes durch Bäume, durch einen Bachlauf oder Weg, der in den Hintergrund oder auf eine Lichtung führt.

 

Gekonnt setzt er Beleuchtungen in seine Szenerien, wie zum Beispiel Lichtungen in dichten dunklen Wäldern. Immer lässt sich aus den Kompositionen und dem feinsinnigen Umgang mit dem Motiv seine innere Verbundenheit mit seiner Heimat und der Natur erkennen. Eindrucksvoller Beweis hierfür ist das Selbstportrait aus dem Jahr 1936 mit dem Titel „Meine Heimat und ich“.

Genau diese stimmungsvollen Landschaftsgemälde und Ansichten von Losheim und seiner Umgebung machen Otto von Pidoll zu einem erstklassigen Heimat-Chronisten der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, er lässt den Betrachter - im Gegensatz zur bloßen fotografischen Abbildung - an seiner Stimmung und heimatverbundenen Gefühlswelt teilhaben.
Dabei behält Pidoll während seines gesamten Schaffens einen gegenständlichen realistischen, manchmal romantisch verklärten Blick auf seine Motive. Expressiv wird er nur bei wenigen Gemälden, welche das zerstörte Losheim im 2. Weltkrieg als Sujet haben.

 

 

Selbstportrait "Meine Heimat und ich", 1936

Gemäldegalerie, Losheim am See

Bei Pidoll finden sich Ölgemälde aller Genres: Stillleben, Porträt, Veduten, Landschaften und sogar religiöse Historienbilder, wie jüngste Forschungen ergeben haben. Gerade bei den Landschaften zeigt er sich tief beeindruckt von der Gebirgswelt der Alpen und damals noch unberührter Natur, welche er in unzähligen Ölgemälden abgebildet hat. Unverkennbar darin – und auch in manchen Portraits – sind Einflüsse von Süddeutschen Malern wie Hans Thoma und Wilhelm Leibl. Im Grunde genommen muss man Pidoll als einen Spätromantiker bezeichnen, zumindest was seine alpenländischen Motive angeht, während er bei seinen Veduten und Landschaftsbildern – und das ist dem Genre geschuldet – realistisch bleibt. Denn ihm geht es um die Darstellung und Vermittlung seiner Heimat und nicht irgendeines beliebigen Ortes, nur um des Motives Willen.*

 

Thomas Schöttl M.A. (LMU München)
Kunsthistoriker, Mettlach

 

*Biographisches basierend auf:
Hubert Schommer: 100 Jahre Otto von Pidoll zu Quintenbach. Kunstmaler aus Losheim (1908–2008) (= Losheimer Reihe zur Heimatgeschichte. Bd. 7). Losheim am See:  Verein für Heimatkunde in der Gemeinde Losheim am See, 2008